Geschichte

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Mit dem Begriff Gramastetten verband sich in kirchlicher Hinsicht einst ein großer Bereich. Die Altpfarre Gramastetten, gegründet 1110, erstreckte sich ursprünglich von der Donau bis zur böhmischen Grenze. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebiet eingeengt und umfasst dennoch heute als Gemeinde eine Fläche von über 40 Quadratkilometern einer typischen Mühlviertler Landschaft. Schon fast 3000 vor Christus soll im Raum Gramastetten gesiedelt worden sein.

Um etwa 700 nach Christus begann der Aufbau einer geschlossenen Siedlung, die ursprünglich wohl nach dem bedeutendsten ersten Siedler Grimhard zunächst Grimhartstetten geheißen hat. Von Wels aus, wo er seine letzten Lebenstage verbrachte, erhob Kaiser Maximilian I. das Dorf Gramastetten mit 7. Jänner 1518 zum Markt. ... als uns unsere Getreuen und Holden unseres Dorfes Gramastetten, in unserer Herrschaft Waxenberg gelegen, demütiglich gebeten haben, dass wir dasselbe Dorf erheben und sie zu Bürgern machen, ... haben wir das Dorf Gramastetten zu einem Markt erhebt ..., heißt es in der Urkunde. Gramastetten, an bedeutenden Verkehrswegen gelegen, seit Jahrhunderten Kirchenort, zählte mit Oberneukirchen und Leonfelden zum landesfürstlichen Besitz und nahm als wichtiger Wirtschaftspunkt eine besondere Stellung ein. Mit der Markterhebung 1518 waren die Bürger zwar noch Untertanen der Herrschaft Waxenberg, aber sie genossen eine gewisse Selbständigkeit. Sie wählten aus ihrer Mitte einen Marktrichter, der zugleich eine Art Bürgermeister von Gramastetten war. Als einer der ersten ist 1476 ein gewisser Thoman genannt. Dank der Marktverleihung durften die Bürger alles kaufen und verkaufen, was sie selbst erzeugten. Es gab einen Jahrmarkt mit besonderem kaiserlichen Schutz für die Kaufleute.

Das Marktwappen verlieh Kaiser Ferdinand I. mit 14. Mai 1551. Die Beschreibung desselben ist in der Urkunde festgelegt: Die obere Hälfte des Wappenschildes stellt den weißroten Bindenschild Österreichs dar und besagt gleichzeitig, dass Gramastetten damals ein landesfürstlicher Markt war. Im linken roten Teil befindet sich ein Turm mit zwei Stockwerken, zuoberst zur Krönung drei Zinnen. Dieser Turm bedeutet Wohnsiedlung. Die untere Hälfte des Wappenschildes versinnbildlicht die Lage von Gramastetten auf einem grünbewachsenen Berg, an dessen Fuß die Rodl in einer steilwandigen Schlucht dahinfließt. Schräg über den Hügel hinauf zieht ein steiniger Weg zu dem Turm.

Die Religion spielte in Gramastetten stets eine große Rolle. Der Passauer Bischof Ulrich weihte schon im Jahr 1110 die erste Kirche. Sie war von den Gründern der Pfarre und Kirche, Ulrich und Ottilie von Wilhering, vermutlich als Holzbau errichtet worden und dem heiligen Laurentius geweiht. Um 1440 entstand eine neue Kirche in spätgotischem Stil, die eine Unterkirche enthielt. Der Kirchturm bekam 1738 den heutigen kugelförmigen Barockhelm. Ein außergewöhnlicher Vertreter der Kirche war Herr Pfarrer Pater Konrad Just, der in der Zeit von 1945 bis 1964 in Gramastetten seelsorgerisch tätig war. Wegen seiner offenherzigen, eigenwilligen Predigten war er weitum bekannt und wurde Don Camillo des Mühlviertels genannt. Durch den besonderen Fleiß und die Tatkraft des langjährigen Pfarrers und heutigen Ehrenbürger Konsistorialrat Altdechant Pater Augustin Brandstetter, ist es gelungen, den gesamten Pfarrhof und die Kirche zu restaurieren, ein elektrisches Kirchengeläute anbringen zu lassen, eine Leichenhalle in der Unterkirche einzubauen, eine Kirchenheizung zu installieren, das Kirchendach neu eindecken zu lassen und das Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofes zu einem Pfarrcaritaskindergarten mit zwei Gruppen umzubauen. Dieser wurde im Jahr 1994 von Dechant Pfarrer Mag. Pater Paulus Nimmervoll mit Unterstützung der Marktgemeinde Gramastetten auf vier Gruppen erweitert. Außerdem wurde im Jahr 1978 für den Bereich Pöstlingberg ein weiterer Pfarrcaritaskindergarten errichtet, der mit September 1998 vollständig von der Marktgemeinde Gramastetten übernommen wurde. Auch anlässlich der Errichtung des Bezirksseniorenhauses im Jahr 1972 in Gramastetten hat sich Pfarrer Brandstetter besonders verdient gemacht.

Die Schulchronik von Gramastetten ist besonders interessant. Besaß doch der Markt, wie man sich heute noch schmunzelnd erzählt, einst eine Hochschule. Die Aufschrift auf dem alten Schultor: scola universitati (Schule für die Allgemeinheit) sowie das damals Hochhaus genannte Nachbargebäude, das mit der Schule verwechselt wurde, führten wohl zu dem Namen Hochschule von Gramastetten. 1908 wurde die Franz Josef Jubiläumsschule mit sieben Klassen eröffnet. Bei den schweren Kämpfen, die noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges Gramastetten in Mitleidenschaft zogen, ging in der Nacht vom 3. zum 4. Mai 1945 diese Schule mit drei weiteren Markthäusern, dem Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofes und fünf Scheunen unter den Geschossen der Besatzungstruppen in Flammen auf. Bürgermeister Josef Rath hat mit viel Mühe die Schule in den schweren Nachkriegsjahren wieder erbauen lassen. Unter Bürgermeister Oberschulrat Josef Hauser wurden im Jahr 1964 die ersten Ansätze für eine Hauptschule geschaffen und unter Bürgermeister Ökonomierat Michael Freiseder gelang es, mit dem Unterricht im Jahr 1967 in einem Privathaus zu beginnen. Bereits im Jahr 1971 konnte die neue Hauptschule bezogen werden. Auch die Volksschule entsprach nicht mehr den notwendigen Anforderungen und so wurde bereits 1979 ein neues Schulzentrum errichtet. In diesem Schulzentrum gibt es heute eine Vorschule, eine achtklassige Volksschule, eine Neue Mittelschule mit 15 Klassen, eine Polytechnische Schule , seit 1980 eine Musikschule (2008 Übersiedlung ins Gramaphon) und seit 2002 auch einen Schülerhort.

In den Jahren 1975 bis 1979 wurde ein neues, zeitgemäßes Gemeindeamtsgebäude errichtet und am 19. Mai 1979 anlässlich der Gramastettner Kulturtage feierlich eröffnet.

Das im Jahr 1931 erbaute Gemeindealtenheim wurde von 1975 bis 1979 ausgebaut und modernisiert. Außerdem wurde das Bezirksseniorenhaus mit 130 Betten errichtet und im Jahr 1988 durch einen Krankentrakt auf 175 Betten erweitert. Ab 2006 war das Bezirksseniorenhaus gesperrt und wurde schließlich nach Um- und Neubau 2011 wieder eröffnet.

Gramastetten ist in vorbildlicher Aktivität an die Bewältigung der kommunalen Aufgaben herangegangen. 1950 wurde von der privat geführten Wassergenossenschaft eine neue Marktwasserleitung geschaffen, die kontinuierlich ausgebaut und modernisiert wurde. Die Einrichtungen entsprechen dem letzten Stand der Technik und versorgen den Markt, die beiden Altenheime sowie einige Randgebiete mit köstlichem Trinkwasser. Für das nahezu vollständig ausgebaute Kanalnetz mit einer Länge von ca. 45 km hat die Gemeinde bis dato einen Betrag von annähernd 100 Millionen Schilling aufgewendet.

1952 wurde das neue Feuerwehrhaus eröffnet und im Jahr 1985 generalsaniert. Gerade im Feuerwehrwesen hat Gramastetten besondere Tradition: Aus dem Markt stammen der verstorbene Landesfeuerwehrkommandant und Vizepräsident des Bundesfeuerwehrverbandes, Landesrat Franz Hartl und der ehemalige Bezirksfeuerwehrkommandant Günther Gielge.

Im Jahr 1980 hat die Gemeinde mit dem Bau des Sport- und Freizeitzentrums auf der Peitherwiese begonnen. Es umfasst zwei Fußballfelder, fünf Tennisplätze, sowie ein Clubgebäude und wurde im Jahr 1991 offiziell seiner Bestimmung übergeben. In den Jahren 1999/2000 wurde das Sportzentrum unter tatkräftiger Mithilfe der Stocksportler mit der Errichtung einer Stocksporthalle mit integrierter Kletterwand erweitert.
2017 wurden beim Fußballplatz die Umkleidekabinen und der Tribühnenbereich mit Überdachung neu errichtet.

Weitere verdienstvolle Personen der Marktgemeinde waren: Vinzenz Übleis, der nach 1945 einige Zeit als österreichischer Verkehrsminister wirkte; in Gramastetten hatte auch der spätere Leiter des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz, Primarius Med.-Rat. Dr. Adolf Fürlinger, die Schulbank gedrückt; Ökonomierat Franz Stirmayr erwies sich über seine Funktion als Bürgermeister hinaus in vielfacher Hinsicht als ein unermüdlicher Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung; der Kaufmann Hugo Gielge genoss als Maler heimatlicher Motive Ansehen und war ein eifriger Heimatforscher und der Hauptschuldirektor Hans Gielge (Bad Aussee) machte sich als Heimatforscher und Organisator heimatlicher Sänger- und Tanzgruppen einen Namen; Josef Rath wirkte in der Nachkriegszeit von 1945 bis 1959 als Bürgermeister und hat sich beim Wiederaufbau große Verdienste erworben; Med.-Rat. Dr. Anton Buchgeher war über 33 Jahre Gemeindearzt der Sanitätsgemeinde Gramastetten (Gramastetten, Lichtenberg, Eidenberg) und als solcher ein äußerst beliebter Volksarzt; in der Geburtshilfe wirkte die Hebamme Margarete Kaiser von 1933 bis 1978. Sie hat zum Wohl der werdenden Mütter und der Neugeborenen große Opfer gebracht und galt als äußerst tüchtige und beliebte Geburtshelferin. Nicht zu vergessen, der über 35 Jahre (von 30. September 1966 bis 24. Jänner 2002) amtierende Bürgermeister, Ökonomierat Michael Freiseder - seit 15. Februar 2002 Ehrenbürger der Marktgemeinde Gramastetten. Er hat aufgrund seiner engagierten Tätigkeit wesentlich zum Aufschwung und zur erfreulichen Entwicklung unserer Marktgemeinde beigetragen.

Ein Aushängeschild der Sportvereinigung Gramastetten mit ihrem Weltmeister und fünffachen Europameister Andreas Guttenberger ist die Sektion Stocksport, die in den 1980-er und 90-er Jahren mehr als zehn Staatsmeistertitel und unzählige Landesmeistertitel erringen konnte. In Anbetracht und Würdigung dieser Leistungen und um den Sportlern optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen zu ermöglichen, wurden die fünf Stockbahnen im Jahr 1999 überdacht.

Seit 1997 steht Daniel Fetz („Fetzy“) am Wakeboard und mischt seit 2001 im Internationalen Wettkampfgeschehen mit. Fetzy ist Weltmeister, zweifacher Vizeweltmeister, Europameister und siebenfacher österreichischer Staatsmeister im Wakeboarden! Seine Wakeboardschule "FETZYSWORD" mit Boot und Lift am Salmsee in Steyregg, OÖ, zählt zu den vielseitigsten und besten Europas.

Im Dezember 2010 feierte Vincent Kriechmayr sein Debut im Ski-Weltcup. Bei der Ski-Weltmeisterschaft 2019 in Schweden wurde er Vizeweltmeister im Super-G und gewann die Bronze-Medaille in der Abfahrt.

Bekannt ist Gramastetten auch durch seine köstliche Spezialität, die Gramastettner Krapferl, ein Feingebäck aus Mürbteig, dessen Herstellung in den einzelnen Betrieben nach altüberlieferten, geheimgehaltenen Rezepten erfolgt und wie der Gramastettner Zwieback hochbegehrt ist.

Auf Bildern von Gramastetten besticht neben der schmucken Kirche die Burgruine Lichtenhag auf einem zur Rodl senkrecht abfallenden Felsen. Der fünfeckige, wuchtige Turm über der rauschenden Rodl, ein Stück der Ringmauer sowie ein kleiner Burghof sind die Reste früheren Glanzes.

Gramastetten - wunderbar wanderbar!
Gramastetten ist ein beliebtes und leicht erreichbares Ausflugsziel im Nahbereich von Linz. Damit sich unsere Gäste beim wandern besser zurechtfinden, hat die Marktgemeinde Gramastetten eine Wanderkarte mit Wanderführer aufgelegt. Sie ist beim Marktgemeindeamt, bei der Gastronomie und in Kaufhäusern um 4 Euro erhältlich.

Besondere Sehenswürdigkeiten sind die gotische Pfarrkirche, der Kreuzweg zur Kalvarienbergkirche, das Rodltal mit dem Waldbad, die Jahresstiege mit angeschlossenem Waldlehrpfad sowie zahlreiche Denkmäler, Kapellen und Marterl, die vom örtlichen Kameradschaftsbund und vom Arbeitskreis Kultur- und Kleindenkmäler restauriert und katalogisiert wurden.

Im Oktober 2008 konnte das Veranstaltungszentrum Gramaphon seiner Bestimmung übergeben werden. Darin befinden sich Räumlichkeiten der Musikschule Gramastetten, das Probelokal des Feuerwehr-Musikvereins Gramastetten, der Panoramasaal (Veranstaltungssaal) und das Restaurant Gramaphon.

Am 10. Oktober 2010 wurde im Rahmen der 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Gramastetten das neue Feuerwehrhaus am Standort Rodlberg eröffnet.